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E-Book

200 Jahre Freimaurerei in Österreich

AutorBernhard Scheichelbauer, Gustav Kuéss
VerlagStudienverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl334 Seiten
ISBN9783706557849
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Bernhard Scheichelbauer, langjähriger Großmeister der Großloge von Österreich, sowie Gustav Kuéss, langjähriger Großbibliothekar, beleuchten den historischen Hintergrund zur österreichischen Bruderkette. Ein unerläßliches Werk für den Interessierten sowie für den Bruder Freimaurer.

Bernhard Scheichelbauer war von 1948 bis 1960 Großmeister der Großloge von Österreich, Gustav Kuéss hatte die Position des Großbibliothekars der österreichischen Freimaurerloge inne.

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Leseprobe

II.


IM KAISERTUM ÖSTERREICH


Freimaurerei und französische Revolution


Es sei ein kurzer Seitenblick auf die Freimaurerei in Frankreich gestattet, weil die Gegner sie für die große Revolution verantwortlich machen und mit dieser Unwahrheit auch in Österreich operieren.

Zu einer Zeit, als in England die wissenschaftlichen Theorien der Aufklärer die Köpfe erhitzten, lebte Frankreich noch unter dem schärfsten Absolutismus, der in dem Worte Ludwigs XIV.: „Un roi, une foi, une loi“ zum Ausdruck kam, einem Worte, das im „Dritten Reich“ in dem Ruf: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ Auferstehung feierte. Die Lage der unteren Stände war so, daß Bischof Fenelon erklärte: „ .... unser Volk führt kein menschliches Dasein, das Übermaß der Heimsuchung ist so groß, daß die Geduld reißen wird.“

Kein Wunder also, daß die englischen Ideen trotz aller Unterdrückungsmaßnahmen in zahlreichen Logen Heimstatt fanden, mit ihnen allerdings auch alle Abirrungen, die für die Zeit bis Joseph II. für Österreich geschildert wurden. Nur bediente sich dieser aufgeklärte Herrscher der Freimaurer als Ratgeber und ersparte im Wege von Reformen seinen Ländern die blutigen Ereignisse, zu denen es später anderswo kam. Mit der Berufung des Herzogs von Luxemburg gab es auch in Frankreich eine gründliche Reformation der Freimaurerei. Sie erhielt von ihm, der zu ihrem Generaladministrator bestellt worden war, eine neue Verfassung, deren neue Prinzipien im größeren Rahmen im positiven Werk der Revolution sich wiederfinden. 1775 wurde z. B. ein Gedanke ausgesprochen, der 16 Jahre später in der „Deklaration der Menschenrechte“ zu lesen war: „Das Gesetz ist der Ausdruck des Willens der Allgemeinheit.“

Das heißt aber nicht, daß die sich vorbereitende Revolution einer freimaurerischen Verschwörung entsprang. Alle ernsthaften Untersuchungen, die darüber angestellt wurden, sind durchaus negativ verlaufen. Es war in den Logen keine Rede davon, die Monarchie beseitigen zu wollen. Man wollte nur neueren und schöneren Grundsätzen zum Durchbruch verhelfen. Die Brüder glaubten an eine Reformation auf konstitutionellem Wege. Sie waren royalistisch, nicht republikanisch gesinnt. Nichts ist törichter, als zu glauben, daß man an eine Tötung des Königs gedacht hätte. Joseph de Maistre erklärte 1793 in seinem „Memoire a Vignet des Etoiles“, daß es wohl auch revolutionäre Freimaurer und selbst einzelne Logen gegeben haben möge, die mehrheitlich revolutionär zusammengesetzt waren, daß aber die Freimaurerei als solche an den blutigen Geschehnissen ganz unschuldig sei. Die revolutionäre Propaganda habe umgekehrt einen zerstörenden Einfluß auf die Freimaurerei ausgeübt. Diese Feststellung eines bedeutenden Katholiken bestätigte am 7. Oktober 1789 der berühmte Mounier, Präsident der Konstituante, ein Nichtfreimaurer, mit den Worten: „Wenn die Regierungen die Finanzen ruinieren, die Armeen unzufrieden machen, alle Teile der Verwaltung in Unordnung bringen und dann eine große Zahl Volksvertreter zusammenrufen und ihre Unterstützung erbitten, dann sind Revolutionen unvermeidlich, auch wenn es keinen einzigen Freimaurer auf der Welt gäbe.“

Die Freimaurerei hat nichts unternommen, die Revolution zu organisieren. Konnte es ihrer Zusammensetzung, ihrer Doktrin, ihrer Gliederung nach auch garnicht tun. Sie hat Frankreich die These von der Einheit des Menschengeschlechtes gegeben. Sie formulierte, von Franklin und Lafayette unterwiesen, die Menschen- und Bürgerrechte. In ihrem Schoße erwuchsen die „Ideen von 1789“, die auch ein Kant, der kein Freimaurer war, ausgesprochen hat. Was 1791 folgte, hatte nichts mehr mit diesen zu tun, stand im denkbar schärfsten Gegensatz zu allen freimaurerischen Idealen, war eine entsetzliche Verdrehung der Absichten, von denen zu Beginn der Revolution die Männer der Generalstände geleitet waren.

Eine weitere Verteidigung der Freimaurer, deren Ideen mißbraucht wurden, erübrigt sich also auch für die anderen Länder. Dozent Friedrich Heer, ein bedeutender katholischer Publizist und Historiker, hat erst jüngst in seinem Buche „Land im Strom der Zeit“ im Abschnitt „Tod und Schönheit des 18. Jahrhunderts.: Europäische Strukturen um Mozart“ zu diesem Thema sehr treffend geschrieben:

„Die mitteleuropäische Freimaurerei, der damals die Elite der deutschen Dichter und Denker, Lessing, Goethe, Schiller (Schiller war nicht Freimaurer.), die Fürsten und wohlhabenden Bürger, Adel und Großbürgertum angehörten, praktizierten das Geistesgut der Hochaufklärung, überführten es in ihren Bruderbünden in gelebte gesellschaftliche Wirklichkeit. Die „Brüder“ sind verpflichtet, sich gegenseitig zu helfen, Wohltätigkeit zu üben, an der Erziehung und Aufklärung des Menschengeschlechtes mitzuarbeiten. Ritual und Gedankenwelt lassen unschwer erkennen, wie viel hier vom Ritual katholischer Orden und gnostischer älterer Bünde verschmolzen wird mit Gedanken der Hochaufklärung: der europäischen Hochaufklärung vor der französischen Revolution.

Es ist heute historisch eindeutig erwiesen, daß die von Romantikern, abgefallenen Maurern und Reaktionären erfundene Legende, die Maurer hätten die französische Revolution „gemacht“, zu jenen erfolgreichen Denunziationen gehört, mit denen die europäische Reaktion arbeitete, um, sozusagen in einem Aufwaschen, eine ganze Reihe ihr mißliebiger Erscheinungen zu beseitigen. Zwischen dem jakobinischen Terroristen und Revolutionär und dem maurerischen Bürger, der sehr auf Ordnung, Anstand, Wohlergehen, auf ein ruhiges beschauliches Leben aus ist, klafft ein Abgrund. Da damals alle gebildete Welt maurerisch war, beteiligten sich natürlich auch Maurer an der französischen Revolution. Die innere Verbindung, nicht die politisch-praktische, zwischen Revolution und Maurerei wird durch zwei Momente hergestellt und hier besteht tatsächlich ein geschichtlicher Zusammenhang, der allerdings gröblich mißverstanden wird. Die Männer der französischen Revolution versuchten, ein Teilgut der Gedanken der Hochaufklärung für ihre Zwecke zu verwenden und radikalisierten es: so vor allem den Gedanken des Brüdertums. Die zweite innere Beziehung ist durch beider Antiklerikalismus gegeben. Die europäische Freimaurerei stellt in katholischen Ländern den Versuch einer Laienbewegung dar, die fromm sein und Religion leben wollte, ohne Diktatur, ohne Bevormundung durch ekklesiastische Apparate, und die ein sehr ernstes Ziel anstrebte: die Reinigung des Religiösen von den Wucherungen des Aberglaubens, vom Krebs des im 18. Jahrhunderts im vollen Zerfall befindlichen Kirchentums.“ Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen.

Komplexe Franz II.


Die erhofften „günstigeren Zeitumstände“, von denen in der Franz II. überreichten Denkschrift die Rede war, ließen lange auf sich warten. Während der kurzen Besetzung Wiens durch Napoleon im Jahre 1809 arbeiteten zwar in der Stadt einige französische Feldlogen, desgleichen in Klagenfurt, zu denen auch Einheimische Zutritt erlangt haben mögen, aber nach dem Abzug der Truppen sind sie wieder verschwunden. Schüchterne Versuche, vorzugsweise von Ausländern, in den Jahren 1810 bis 1835 unternommen, in Wien Logenarbeiten abzuhalten, wurden von der Polizei Metternichs im Keime erstickt. Trotzdem wollte die Angst des Kaisers vor den „geheimen Gesellschaften“ nie verstummen und die Hofund Polizeistellen hatten alle Hände voll zu tun, um das gewünschte Material zu liefern. Ein Heer von Spitzeln wurde in Bewegung gesetzt. Einige erhielten den Auftrag, sich in deutschen Logenstädten als Suchende zu melden, die Mitgliederlisten der Logen zu beschaffen und deren Verbindungen mit österreichischen „Verschwörern“ zu ermitteln. Natürlich machten sich auch Schwindler die Freimaurerangst der österreichischen Behörden zunutze und erhielten ausgiebige Vorschüsse für vorgebliche Bestechungszwecke. Das führte dazu, daß auch die Spitzel wieder überwacht werden mußten. Aktenstücke ergötzlichen Inhaltes haben sich im Archiv des k.k. Ministeriums des Innern und der Justiz gefunden. Sie tragen den Sammelvermerk „Der achte freimaurerische Grad“ und stammen aus den Jahren 1820 und 1821.

Jemand hatte dem Kaiser Franz ins Ohr gesetzt, daß die schrecklichen Karbonari in Italien den 8. Grad der Freimaurerei innehätten. Da seine Wißbegierde grenzenlos war, gab diese Mitteilung Anstoß zu einer Aktenlawine. Sie begann folgendermaßen:

„An Seine des Wirklichen Geheimen Rates und Kämmerers, dann Präsidenten der Polizei-Hofstelle Herrn Grafen v. Sedlnitzky etc. Exzellenz.

Seine Majestät wünscht sobald als möglich die Anzeige zu erhalten, in was der achte Grad der Freimaurer bestehe.

Wien, den 26. Oktober 1820.

Neuberg.“

Bis zum 1. Mai des nächsten Jahres war der Polizeipräsident so weit, dem Kaiser einen Bericht unterbreiten zu können in dem...

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