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E-Book

Anleitung zur Kindererziehung

AutorKarl Bekker
VerlagUksak E-Books
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783738903584
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,49 EUR
Anleitung zur Kindererziehung Praktische Wege zur Konfliktlösung für Lehrer, Eltern und Sozialpädagogen von Karl Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 225 Taschenbuchseiten. Prof. Dr. phil. Karl Bekker studierte Erziehungswissenschaft, Psychologie und Gesellschaftswissenschaft, war 15 Jahre lang in der Erziehungspraxis als Lehrer und Schulleiter tätig und von diesem Praxisfeld ausgehend in der Erziehungs- und Lebensberatung von Eltern und Kindern. Außerdem wirkte er etliche Jahre in der Lehrerausbildung. Er war Lehrstuhlinhaber für Erziehungswissenschaft im Fachbereich Sozialwesen der FHS Münster und vertrat dort außerdem das Fach Didaktik und Methodik der Sozialpädagogik. Neben den bereits erwähnten Faktoren ist dem Autor für sein Verhalten und Erleben als Erzieher nicht unbedeutsam, dass seine Vorfahren (Vater, Großvater) Schulpädagogen waren, er innerhalb einer Geschwisterschar von 5 Kindern aufwuchs und selbst Familienvater ist. Karl Bekker schrieb dieses Buch 1972. Es ist noch immer erschreckend aktuell.

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Leseprobe

Zeichenerklärung – auch für die folgenden Diagramme:


Durchgehende Umkreisung: Gibt den Mittelpunkt an, um den sich das Geschehen in einem bestimmten Augenblick dreht: das sich absolut setzende Ich, das Wir, die gemeinsame Aufgabe oder dergleichen (Zentrierung der Situation).

Gestrichelte Umkreisung: bedeutet Offenheit der Person in einem bestimmten Augenblick gegenüber den Forderungen der Situation (sachgemäßheit, Wirhaftikeit, aufgabenzentriertes Verhalten).

E bedeutet Erzieher: verallgemeinernd für Vater, Mutter, Erwachsener, Lehrer usw.: Person in verfügungsberechtigter Position im formalen Sinne.

Z bedeutet Zögling: verallgemeinernd für Kind, Zögling, usw.: Person in einer Position ohne Weisungsrechte im formalen Sinne.

Vektor( → ): gibt Ausgang, Richtung und Ziel (Zweck) des Strebens an, dem das Verhalten der Person in einer bestimmten Situation dient. Ebenfalls kann der Vektor auf den Faktor (Sache, Verhalten, Person u.a. m.) hinweisen, welcher als Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele eingesetzt wird bzw. eingesetzt werden soll.

Der Vektor kennzeichnet auch die Person, die wie ein Objekt im Zusammenhang fremder Zielstrebigkeit behandelt wird, sich zum Objekt gemacht fühlt oder sich zum Objekt eigener Zielstrebigkeit macht.

Als Kontrast dazu mag eine Weise des Kontaktes angedeutet werden, wie sie in dieser Situation auf der Basis einer verstehenden Liebeshaltung verlaufen könnte.

Der Vater lässt sich in der Küche nieder und schaut dem Kind geduldig zu. Vielleicht hat das Kind nach einer Weile sein Spiel beendet, zieht sich dann am Gitter empor und gibt nun vom Rande des Stalles aus zu erkennen, dass es mit dem Vater in Kontakt zu treten wünscht. Der Vater erhebt sich von seinem Stuhl und tritt ebenfalls ans Gitter. Es soll angenommen werden, dass das Kind nach Kräften am Gitter und an dem Vater hochzuklettern versucht. Der Vater gibt dabei Hilfestellung, dem Kind jeweils den Teil überlassend, den es aus eigenen Kräften bewältigen kann. Selbstverständlich entspricht der Vater mit großer Geduld auch den Zärtlichkeitsregungen des Kindes, dem Bedürfnis des Kindes, auf seiner Schulter zu sitzen oder eine Weile an seine Brust gelehnt zu träumen und dergleichen.

Im Gegensatz zu der oben dargestellten Umgangsweise hat dieser Kontaktverlauf etwas von Gegenseitigkeit, etwas von partnerschaftlicher Wechselbeziehung und geduldiger Einfühlung. Entscheidend für die verstehende Liebeshaltung in dieser Situation ist die Steuerung des väterlichen Verhaltens durch die Tatsachen, die dem Kinde dienlich sind für seine leibliche und psychische Entwicklung. So mögen zum Beispiel die Kontakte des Vaters zu dem Kinde von der pädagogischen Absicht mitgetragen sein, es brauche für seine Heranreifung handfeste Beweise der Wertschätzung von Seiten der nächsten Personen seiner Lebenswelt und das Erlebnis der Zusammengehörigkeit mit ihnen. Das entsprechende Diagramm würde dann so aussehen:

Bei dieser Darstellung erscheint nicht eine dominante Person als Mittelpunkt des Geschehens, sondern das Bezugsfeld ist um das Erlebnis der Zusammengehörigkeit zentriert. Entsprechend werden hier Vater und Sohn zu Partnern, deren Aktivitäten auf das gemeinsame Ziel gerichtet sind und von dorther in Dienst genommen werden.

Gewiss, der verantwortliche Träger dieses so geordneten Kontaktes ist der Vater. Er bringt von vornherein das größere Vermögen zum Zustandekommen der angestrebten Beziehung mit. An ihm liegt es im Grunde, ob ein Streben nach Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft Erfüllung findet und dem Kind ein Gefühl der Verbundenheit daraus erwächst. Die Zeichnung versucht, diese Tatsache durch den längeren Vektor anzudeuten.

Aber auch das Kind bringt für das gemeinsame Ziel etwas ein; das Streben nach Zugehörigkeit, welches es mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln verfolgt. Allerdings – das sei auch an dieser Stelle mit Nachdruck bemerkt – inwieweit die gewählten Mittel des Heranwachsenden für seine Persönlichkeitsreifung förderlich oder destruktiv sind, hängt von dem Verhalten seiner maßgeblichen Erzieher ab und ist ihrer Verantwortung voll aufzubürden.

Es soll nun die oben angefangene Beschreibung eines Teilstückes aus einem familiären Zusammenleben dem tatsächlichen Geschehen folgend weitergeführt werden.

Noch einige Male nimmt der Vater nach seiner Heimkehr von der Arbeit im blinden Begehren das Kind vom Spiel auf. Inzwischen hat sich das Kind daran gewöhnt: Wenn der Vater die Küche betritt, nimmt er mich auf den Arm. Doch eines Tages kommt der Vater nach Hause und hat keine Zeit für das Kind. Er hat noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Deshalb setzt er sich kurz am Küchentisch nieder, um in aller Eile noch ein paar Notizen für seine weiteren Wege zu machen.

Das Kind schaut zum Vater, aber der ist voll mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Nun bringt das Kind allerhand schöne Töne hervor, doch der Vater lässt sich dadurch nicht von seinen eigenen Dingen ablenken. Schließlich beginnt das Kind damit, einige Spielsachen aus seinem Laufstall in die Küche zu werfen. Auch das kümmert den Vater nicht.

Aber die Mutter, die eben noch friedlich am Herd den Brei rührte, reagiert ärgerlich auf die vermeintliche Unart des Kindes. Sie will nicht, dass die Spielsachen auf dem Fußboden umherliegen und denkt, man müsse derartige Ungezogenheiten gar nicht erst aufkommen lassen und von Anfang an etwas dagegen unternehmen, ws sie dann auch in ihrer Weise und in vermeintlich guter Absicht besorgt. Sie bedroht das Kind mit entsprechenden sprachlichen, gestischen und mimischen Mitteln, sammelt die herumliegenden Gegenstände wieder auf und räumt sie in den Stall zurück. Inzwischen ist der Vater seiner Wege gegangen.

Das Ganze macht wieder einen geordneten, scheinbar friedlichen Eindruck. Der Brei ist nun genügend abgekühlt. Die Mutter nimmt wie alle Tage das Kind auf, um es zu füttern. Aber das Kind will nicht essen; es dreht den Kopf hin und her und schlägt mit der Hand nach dem vollen Löffel. Auf beiden Seiten wird getrotzt: beim Kind, aber auch bei der Mutter – zumal sie gar nicht verstehen kann, dass ihr Kind den Brei verweigert, den es sonst so willig nahm. Der Kampf ist in vollem Gange; die Erziehungsschwierigkeit offenkundig. – Warum? – Weil das Kind mit gleicher Münze heimzahlt, womit beide Eltern schon gezahlt haben, nämlich mit ichzentrierter Haltung.

Das beschriebene, an sich harmlose Familiendrama lebt davon, dass jeder einzelne Akteur an irgendeiner Stelle des Gesamtverlaufs in seiner Weise eine ichzentrierte Haltung einnimmt. Das gesamte Geschehen lässt sich entsprechend seinen ichzentrierten Quellpunkten in einzelne Phasen gliedern:

Bei dieser Verschränkung gegensätzlicher Zielstrebigkeiten hat die Nahrungsaufnahme sachfremde Aufgaben zu erfüllen. Auf der Basis einer verstehenden Liebeshaltung würde die Nahrungsaufnahme so darzustellen sein:

Diese kleine Geschichte hat sich in einer sogenannten „intakten“ Familie zugetragen. Ganz ähnliche Szenen können tagtäglich in Häusern beobachtet werden, in denen allgemein anerkannte und „geordnete“ Lebensverhältnisse herrschen.

Derartige akute ichzentrierte Verhaltensweisen fördern die Persönlichkeitsreifung des Kindes zwar nicht, bewirken aber auch kaum eine tiefgreifende psychische Schädigung, wenn sie nur als gelegentliche Entgleisungen innerhalb eines überwiegend günstigen pädagogischen Bezuges auftreten. Die Wirklichkeit zeigt, dass gesund veranlagte Kinder auch von sich aus psychische Kräfte mitbringen, die sie befähigen, gelegentliches Fehlverhalten ihrer Erzieher mit produktiven Mitteln auszugleichen.

Dennoch bleibt es ein Skandal, wenn erzieherische Funktionsträger auch nur in kleinen Stücken ihres Verantwortungsbereiches blind herumtappen. Wie sollen sie es bemerken, wenn sich aus akuten Störungen chronische ergeben? Die Grenzen sind da fließend. Eine scheinbar akute Fehlhandlung des Heranwachsenden kann unter Umständen ein weiteres, nur bisher noch nicht praktiziertes Mittel einer bereits eingeschliffenen destruktiven Grundeinstellung sein.

Wer eine wirklich erziehungsträchtige Beziehung gestalten will, wird auch über seine kaum merklichen kleinen Vergehen nachdenken müssen. Die weisen hin auf den gleichen Quellpunkt, von dem auch die langfristigen und nicht mehr zu übersehenden Schädigungen der heranwachsenden Person leben: die Ichzentrierung der maßgeblichen Erzieher.

In etwas vereinfachender Weise soll zunächst der Gang einer Fehlentwicklung in zu weicher, dann in zu harter erzieherischer Umwelt dargestellt werden. Dabei werden Gedanken verwertet, de Fritz Künkel in seiner „Jugendcharakterkunde“ äußert[116].

  1. Entwicklungsgeschichte der Ver-Ichung

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