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E-Book

Hafenstädte

Bremerhaven und Rostock im Wandel

AutorHelmuth Berking, Jochen Schwenk
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl276 Seiten
ISBN9783593408989
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Rostock und Bremerhaven sind zwei Städte, die über ihre Häfen mit der ganzen Welt vernetzt sind. Doch während es Rostock heute gelingt, sich als eine ebenso traditions- wie erfolgreiche Stadt in Szene zu setzen, herrscht in der Stadt an der Weser Krisenstimmung. Die Autorinnen und Autoren dieses Buches analysieren und vergleichen die lokalen Besonderheiten und damit die »Eigenlogik « der beiden Hafenstädte in Ost und West. Sie weisen nach, dass die Selbst- und Fremdbilder der beiden Städte ebenso stark variieren wie die jeweiligen Versuche, Lösungen für auftretende Probleme zu finden.

Helmuth Berking ist Professor für Soziologie an der TU Darmstadt, Jochen Schwenk ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter. Sebastian Friedel, Antje Steffens und Christina Stein sind Studierende an der TU Darmstadt.

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Leseprobe
3. Hansestadt Rostock (S. 123-124)

a. Verortung

Die Hansestadt Rostock liegt in Mecklenburg-Vorpommern und ist die einzige Großstadt dieses Bundeslandes. Die derzeit beinahe 200.000 Einwohner zählende Stadt43 wird von der Bertelsmannstiftung (2006: 1) als »Aufstrebende ostdeutsche Großstadt mit Wachstumspotenzialen« eingestuft, obwohl, vor allem wegen der Abwanderung junger Menschen, ein Schrumpfen der Bevölkerungszahl prognostiziert wird (Vgl. ebd.: 3). Rostock erstreckt sich entlang des Unterlaufs der Warnow44, die vom Rostocker Stadtzentrum bis zu ihrer Mündung in die Ostsee schiffbar ist. Die Warnow ist der einzige Fluss des Landes, der in Mecklenburg-Vorpommern entspringt. An ihrer Mündung befindet sich das seit 1323 zu Rostock gehörende Warnemünde45 sowie der Seehafen Rostock.

Rostock ist eine alte Stadt. Im Laufe ihrer jahrhundertelangen Entwicklungsgeschichte hat sie sich von der am südöstlichen Ende der »Unterwarnow « gelegenen Altstadt dem westlichen Ufer folgend bis Warnemünde ausgedehnt. Von einer geschlossenen Bebauung entlang des Unterlaufs der Warnow lässt sich aber erst seit 1934 sprechen (Vgl. Schröder 2003: 227f.). Stärker ländlich geprägte Ortsteile und ein großer Küstenwald, die »Rostocker Heide«, kennzeichnen das nordöstliche Ufer der »Unterwarnow«. Die »Rostocker Heide« erstreckt sich auf einem 6.000 Hektar großen Areal und ist damit »Deutschlands größter Stadtwald.« (Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde o.J.: 3)

Das geographische Kapital Rostocks bildet bis heute die Warnow mit der als »Breitling« bezeichneten Verbreiterung kurz vor der Mündung in die Ostsee. Der gut schiffbare Fluss ermöglichte, den eigentlichen Hafen – den heutigen Stadthafen – relativ weit ins Landesinnere hinein zu bauen, was einen guten Schutz vor den Launen der Natur bot. Von dieser Sicherheit profitierte die aufstrebende Hansestadt. Das historisch phasenweise problematische Verhältnis zwischen Rostock und Warnemünde ergibt sich aus diesen spezifischen geographischen Bedingungen: Der neuralgische Punkt für den Hafen Rostocks – also für den alten Stadthafen – sowie für die damit verbundene Hafenökonomie war die Mündung der Warnow in die Ostsee.

Wer die Mündung kontrollierte, kontrollierte die Hafenökonomie Rostocks und damit die Stadt selbst. Das verlieh dem kleinen, am Zusammenfluss von Warnow und Ostsee gelegenen Fischerdorf Warnemünde eine große strategische Bedeutung und auch ein nicht zu unterschätzendes Drohpotenzial gegenüber der auf die Seefahrt angewiesenen Rostocker Händlerschaft. Die klugen Rostocker Kaufleute waren sich dieser Situation bewusst, weshalb sie schließlich Warnemünde aufkauften.

Dadurch wurde das Fischerdorf zu einer Art »kolonialem Außenposten« der Handelsinteressen Rostocks umgewandelt, was der Hansestadt die volle Kontrolle über »Breitling« und »Unterwarnow« verschaffte. Heute schmiegt sich Rostock ausgehend von der Altstadt bis nach Warnemünde fast liebevoll an den Unterlauf der Warnow an, was auch baulich – auf Grundlage dieser historischen Entwicklung – noch einmal die Bedeutung von »Unterwarnow« und »Breitling« für Rostock unterstreicht. Trotz der strategisch ausgezeichneten Lage haben der Rostocker Stadthafen und mit ihm die »Unterwarnow« einen erheblichen Bedeutungsverlust zugunsten des »Breitlings« hinnehmen müssen.

Im Laufe der 1960er Jahre ließ die DDR in Rostock einen modernen Industriehafen bauen, der zum Stützpunkt einer der wachsenden Industrie entsprechenden, staatlichen Handelsflotte werden sollte (Vgl. Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH 2002). Der Hafen und die dazugehörigen Areale wurden am südlichen Ufer des »Breitlings« angelegt, wo von der breiten und auch für große Schiffe gut zu befahrenden Warnowmündung profitiert werden konnte.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Vorwort8
1. Hafen und Stadt10
2. Bremerhaven42
a. Verortung42
b. Geschichte78
3. Hansestadt Rostock124
a. Verortung124
b. Geschichte152
4. Texturen: Mittler zwischen Wandel und Tradition220
5. Wenn Bremerhaven nicht Rostock ist256
Literatur266

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