Inhaltsangabe:Einleitung: Die wirtschaftliche Struktur der Städte und Regionen in den Industriestaaten hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Der Prozess des strukturellen Wandels von einer industriellen zu einer postindustriellen Wirtschaft ist noch lange nicht abgeschlossen. In vielen Ländern soll der Rückgang des Industrie- und des Dienstleitungssektors durch den Anstieg des kreativen Sektors abgefangen werden. Seit Ende der Neunziger versprechen sich Politiker, Investoren und Wirtschaftsfachleute von der auf Information und Innovation basierenden Kreativwirtschaft neue Märkte und Arbeitsformen sowie neue Arbeitsplätze. Auch Berlin setzt auf die Kultur- und Kreativwirtschaft als ‘Zukunftsbranche’, um wirtschaftsstrukturelle Widrigkeiten der vergangenen Jahre zu überwinden. Sie soll die Schlüsselindustrie für wirtschaftliches Wachstum sein und der Stadtentwicklung neue Impulse geben. Gerade für die Musikwirtschaft, die Teil des Kreativsektors ist, hat sich Berlin als einer der zentralen Knotenpunkte der Branche herausgestellt. Die Stadt bietet sowohl Großkonzernen als auch klein- und mittelständischen Musikunternehmen sowie den Musikern optimale Standortbedingungen. Die hier ansässige Musikindustrie und das Vorhandensein wichtiger Verbände und Institutionen sowie die vielfältige Konzert- und Clublandschaft lassen die Vermutung aufkommen, dass die Stadt eine gute berufliche Perspektive für Musiker und Musikschaffende bietet. Gleichwohl wird die berufliche und private Situation der Kreativen in den Medien kontrovers diskutiert. Die TAZ widmet bereits 2006 dem ‘Prekären Leben in Berlin’ eine ganze Serie und weist auf die kritische Lage hinsichtlich der Lebens- und Beschäftigungssituation von Kreativen in Berlin hin. Sie sind hoch motiviert, finden trotz allem keine feste Anstellung und unterbieten sich als Freie gegenseitig. Der SPIEGEL beschreibt im Artikel ‘Großstadt ohne Größenwahn’ die Situation auf seine Weise: ‘Es ist diese Lässigkeit, aus der heraus Ideen für morgen geboren werden, auch wenn das kreative Caféleben in der Gegenwart aus dem Hartz-Programm kofinanziert wird… Auf Glamour allein kann man keine Stadt gründen, aber Glamour hilft, der Stadt ein neues wirtschaftliches Unterfutter zu geben’ (DER SPIEGEL 12/2007, 19.03.2007). Selbstverwirklichung hat für die Kreativen einen so hohen Stellenwert, dass sie oftmals trotz schlechter Einkünfte an ihrem Wunsch festhalten, durch kreatives Schaffen ihren Lebensunterhalt [...]
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